You've been trumped! Domaingrabbing im Wahlkampf

Für Politiker ist der Name ein wichtiger Bestandteil der eigenen Marke. Der passende Domainname ist da natürlich das A und O, schließlich bildet die eigene Website erste Anlaufstelle für Interessierte im Netz. Dass die Wunschdomain allerdings nicht immer verfügbar ist, mussten schon zahlreiche Politiker erfahren. Bei weltweit über 190 Millionen registrierten Domains sind viele beliebte Kombinationen nämlich schon vergeben – und das trifft nicht nur Privatpersonen, sondern eben auch bekannte Politiker und deren Parteien.

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Nicht immer nutzen die Domaininhaber ihre registrierten Adressen tatsächlich, denn das sogenannte Domaingrabbing hat sich als lukratives Geschäftsmodell etabliert. Dabei registriert man Internetdomains, nutzt selbige jedoch nicht selbst, sondern versucht lediglich, die Inhaberrechte möglichst gewinnbringend weiterzuverkaufen. Über die rechtlichen Hintergründe im Zusammenhang mit namens- oder markenrechtlichen Ansprüchen haben wir bereits ausführlich in unserem Ratgeber zum Thema Domaingrabbing und Cybersquatting berichtet. Doch was, wenn der Domaininhaber gar nicht auf Profit aus ist, sondern die Domain aus strategischen Gründen besetzt hat, um von der Bekanntheit eines bestimmten Namens zu profitieren oder gar dem Image des Namensträgers zu schaden? Vor allem in der Politik ist es in den vergangenen Jahren immer wieder vorgekommen, dass im Zuge des Wahlkampfs Domaingrabbing eingesetzt wurde. Es folgt daher ein kurzer Abriss der Geschichte des „politischen Domaingrabbings“ – von ihren Anfängen bis hin zum Wahlkampf in den USA, bei dem sich vor allem Donald Trump als Meister des Domaingrabbings präsentiert.

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Parteien und Domaingrabbing: Wie alles begann

Neu ist das Thema Domaingrabbing in der Politik nicht. Schon Anfang der 2000er war das Reservieren von Domains, die man mehr oder weniger eindeutig einer gegnerischen Partei oder einem Politiker zuschreiben konnte, eine verbreitete Taktik. So hat die CDU mal eben Domains mit Namen bekannter SPD-Politiker reserviert und eine Weiterleitung auf die eigene Partei-Präsenz eingerichtet. Besonders aktiv in dieser Hinsicht waren bei den Wahlen 2002 auch das Bündnis90/Die Grünen. Abgesehen hatten es die Grünen vor allem auf den damaligen Unions-Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber. Im Zusammenhang mit seinem Namen gab es verschiedene Seiten, die zur Anti-Werbung dienten, wie z. B. „stoiber-for-bundeskanzler.de“.

Doch behielten die Grünen nicht nur die freien Domains im Blick, die sich gegen die gegnerische Parteien einsetzen ließen, sondern wappneten sich auch gegen mögliche Gegenangriffe. Der damalige Slogan der Grünen lautete „Grün wirkt“ – vorsorglich haben sich die Grünen daher auch die Domain „grün-würgt.de“ gesichert, sodass die anderen Parteien keine Gelegenheit mehr dazu hatten.

Die Digitalpioniere ausgetrickst

Ein weiteres Beispiel für Domaingrabbing in der Politik stammt aus dem Jahr 2012 und hat die Piraten-Partei als Leidtragenden. Die junge Partei hatte sich für den anstehenden Wahlkampf in Ratingen die Domains nur „piratenpartei-ratingen.de“ und „piratingen.de“ gesichert. Damit hat die Partei, deren Affinität zum Internet und Fokus auf Netzpolitik zentrale Themen ihres Wahlkampfs waren, allerdings einen entscheidenden Fehler gemacht: den Einfallsreichtum der alteingesessenen Parteien unterschätzt. Denn der CDU-Stadtverband Ratingen hat sich folgende Domains registrieren lassen: „piratenparteiratingen.de“, „piratenratingen.de“ und „piraten-ratingen.de“ und eine Weiterleitung auf die Seite der CDU eingerichtet. Auf Anfrage hat die CDU hat die Domains zwar wieder freigegeben, der kleine Triumph, die junge Partei mit eigenen Waffen geschlagen zu haben, war jedoch gesichert.

Der österreichische Wahlkampf bietet ebenfalls solche Anekdoten: Eine besonders delikate Überraschung erwartete Richard Lugner – seines Zeichens Bauunternehmer, der von den Medien oft auch als der „österreichische Hugh Hefner“ bezeichnet wird. Er strebte 2016 das Amt des Bundespräsidenten an. Die passende Domain „richardlugner.at“ hatte sich jedoch ein anderer gesichert und die Adresse dafür genutzt, Werbung für Potenzmittel zu machen. Auch die anderen Kandidaten, darunter Norbert Hofer, waren Opfer von solch dreistem Domaingrabbing.

Wahlkampf in den USA: Wie Hillary und Jeb "getrumped" wurden

Man könnte meinen, Politiker wie Hillary Clinton oder Jeb Bush seien erfahren, wenn es um Stolperfallen im Wahlkampf geht. Doch im laufenden US-Wahlkampf, der ohnehin von viel Emotionen und scharfen Spitzen unter den Kandidaten geprägt ist, hatten die Polit-Profis das Thema Domaingrabbing unterschätzt.

Der Kandidat Jeb Bush hatte sich zwar die Domain jeb2016.com als offizielle Wahlkampf-Seite gesichert, die Adresse jebbush.com allerdings nicht. Auf der Seite fand man eine Weiterleitung zu Donald Trumps Web-Auftritt. In dieser Weise „getrumped“ hat man auch Kandidatin Hillary Clinton. Auch auf hillaryclinton.net ist ein Redirect zu Trumps Seite eingerichtet. Und wer auf presidentsanders.com klickt findet keine Seite zum Kandidaten Bernie Sanders, sondern – welch Überraschung – eine Weiterleitung zu Trumps offizieller Website.

Donald Trump wollte natürlich nicht, dass man es ihm mit gleicher Münze heimzahlt. Der Republikaner hat sich daher über seinen Konzern etwa 3.000 teils bizarre Domains sichern lassen, die im weitesten Sinne mit seinem Namen oder dem seiner Frau Ivanka in Verbindung stehen. Eine Liste von circa 3.200 Domainnamen ist in Umlauf – viele davon stehen in Zusammenhang mit zahlreichen bestehenden Geschäften von Trump, andere hingegen lassen (mit einem Augenzwinkern natürlich) Prognosen zu, welchen Tätigkeiten sich Trump künftig widmen will: donaldtrumpart.com, 3dtrump.com, trumpgrapes.com, trumpsoda.com oder trumptables.com. Aber auch andere, vor allem sprechende, Adressen wie donaldtrumpnetworksucks.com hat sich Trump vorrausschauend gesichert.

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