ProcessWire: Das Open-Source-CMS für individuelle Websites

ProcessWire ist ein kostenloses Open-Source-Content-Management-Framework (CMF) und Content-Management-System (CMS). Das Back-End ist sauber und im Sinne einer leichten Handhabung strukturiert. Dieses Tool lässt Ihnen alle Freiheiten bei der Webseiten-Gestaltung. Zwar ist es nicht so bekannt wie der CMS-Riese WordPress oder die Konkurrenten Joomla!, Drupal und TYPO3, doch zeichnet sich die schlanke Software gegenüber der größeren Konkurrenz durch einige Vorteile aus. Aus diesem Grund lohnt sich ein genauerer Blick auf ProcessWire.

ProcessWire: Die Geschichte

Unter dem Namen Dictator CMS befand sich das CMS bereits 2003 in aktiver Entwicklung. Im Jahr 2007 brachte Ryan Cramer die Software dann schließlich unter dem Namen ProcessWire 1.0 heraus. Allerdings waren sowohl Dictator CMS als auch ProcessWire 1.0 noch nicht Open-Source, obwohl es Bestrebungen in diese Richtung gab. Erst die Version 2.0 wurde 2010 schließlich unter der Mozilla Public License 2.0 veröffentlicht. Laut eigenen Angaben war Version 2.3 für die Entwickler ein besonderer Meilenstein, da es das erste Release war, an dem die Community gemeinsam an der Kern-Software gearbeitet hatte. Version 3.0 (veröffentlicht 2016) ist das neueste große Release. Dank der aktiven Community gibt es auch Lokalisierungs-Packs für einige Sprachen – darunter unter anderem Deutsch, Französisch, Spanisch und Italienisch.

Das ProcessWire-CMS: Die wichtigsten Bestandteile

Das ProcessWire-Back-End ist gut strukturiert, das User-Interface überaus nutzerfreundlich. Sie bauen die Webpages mit ProcessWire aus einzelnen Elementen auf, den sogenannten Feldern. Dabei bestimmen Sie, welche Funktion ein Feld hat und platzieren es innerhalb der Seite. Zur Festlegung der Seitenstruktur erstellen Sie mit ProcessWire ein Template. In diesem platzieren Sie die Felder ganz nach Wunsch. Ordnen Sie Seiten einem Template zu, stellt Ihre Website diese Seiten alle gemäß der von Ihnen vorgegebenen Struktur dar.

Templates und Seitenverhältnisse

Im Beispielbild unten sehen Sie das Back-End der Demo-Installation von ProcessWire ProcessWire Demo Site, die online zum Test zur Verfügung steht. Unter „Setup“ finden Sie den Template-Editor. Das Template „Architect“ legt die Seiteneigenschaften (Layout, Textboxen, Eingabefelder etc.) für 216 Webseiten innerhalb der Domain fest.

Wenn Sie das Template anklicken, öffnet sich der Editor, mit dem Sie das gewählte Template bearbeiten. Dort finden Sie den untergeordneten Reiter „Basics“. Damit bearbeiten Sie Felder oder fügen Sie hinzu. Zudem verwalten Sie dort die Zugangsrechte, die Hierarchieverhältnisse der Seiten, URLs, den Cache sowie Einstellungen zu beispielsweise Tags und Icons. Außerdem importieren Sie dort Felder aus anderen Themes oder löschen überflüssige Templates.

Im Reiter „Family“ bestimmten Sie die internen Webpage-Beziehungen. Wenn Sie mit ProcessWire eine Website oder Applikation bauen, erhält jeder Bestandteil eine Seite (Page). Die einzelnen Seiten haben „Kinder“ bzw. Unterseiten. Die Seiten-Beziehungen stellt ProcessWire in einem Seitenbaum dar, ähnlich wie das DOM (Document Object Model). Ryan Cramer, Urheber von ProcessWire, orientierte sich dabei an dem sehr übersichtlichen jQuery. Es gibt für die Entwickler dabei keine Begrenzung, wie tief oder verzweigt sie die Struktur aufbauen können.

Da jeder Teil Ihrer Website eine Webpage zugeordnet bekommt, arbeitet das CMS mit versteckten Seiten (Hidden Pages). Diese sind entweder immer versteckt und werden beispielsweise als Inhaltsspeicher für andere Seiten genutzt oder sie regeln die Navigation. Eine weitere Möglichkeit: Die Seite erscheint, wenn User auf gewisse Weise mit der Website interagieren. Zum Beispiel wird die 404-Fehlermeldung geladen, wenn sie eine ungültige URL eingeben.

Eine stabile API

Die stabile Programmierschnittstelle (abgekürzt API für Application Programming Interface) ist der ganze Stolz des CMF. Aufgrund des modularen Aufbaus von ProcessWire benötigt das System interne Schnittstellen, über die Nutzer Daten finden, ändern oder neu erstellen können. Mithilfe von Schnittstellen-Variablen und -Selektoren bearbeiten Sie diese Daten. Im Script können Sie die nötigen Befehle verketten und so in einer Zeile unterbringen. Neben integrierten Modulen ermöglicht das API auch den flüssigen Datenaustausch mit Drittanbieter-Plug-ins. 

Felder

Die bereits erwähnten Seiten bestehen aus Feldern (Fields). Auch diese haben eine Besonderheit. Anders als beispielsweise bei WordPress gibt es kein einzelnes großes Eingabefeld für die Eingabe sämtlicher Inhalte auf einer Seite. Sie können alle Felder auf Ihren Wunschinhalt anpassen. Auf der Seite kombinieren Sie dann mehrere Felder – seien es nun einfache Textfelder oder Videos. Diese Felder ordnen Sie den ProcessWire-Templates zu. Ob simple HTML-Datei oder komplexe PHP-Anwendung, die Template-Files bringen Sie in wenigen Schritten via Drag-and-drop im CMS unter. Meist verwenden Entwickler Templates mit PHP-Tags, um dynamische Inhalte darzustellen. 
Wie Templates bei ProcessWire funktionieren, lässt sich folgendermaßen erklären: Laden User eine Seite, ruft das CMS das Template auf, das der Seite zugewiesen ist. Es ordnet dem Template API-Variablen zu und führt es dann als PHP-Skript aus.

Module

Das Kernprogramm umfasst bereits einige stabile Plug-ins. Es gibt Module für: 

  • Admin-Themes 
  • Spam-Blocker von Akismet für die Kommentarspalte
  • Fieldtype-Plug-ins (Checkbox, Bilder, Auswahloptionen, Seitentitel etc.)
  • Ordner-Einstellungen
  • Bilder
  • Input-Felder (Buttons, E-Mail, Name, Selector, Textarea etc.)
  • jQuery
  • Sprachen
  • Hooks
  • Mark-ups
  • Seiten
  • Prozesse (Seiten editieren, Berechtigungen, Felder editieren etc.)
  • Sessions
  • das System
  • Textformatierung

Sie können die Methodik mithilfe von Hooks anpassen. Statt den Quellcode zu verändern, schalten Sie an einer bestimmten Stelle im Code eine Verbindung zu einem Plug-in oder Theme dazu. Zusätzliche Module finden Sie im Plug-in-Verzeichnis. Dort laden Community-Mitglieder neue Open-Source-Module hoch. Sie können solche Modulpakete problemlos nutzen: Dazu gehören unter anderem Form Builder – ein Tool, das Ihnen das Bauen von Formularen erleichtert – und ProFields, das eine größere Zahl Daten in weniger Feldern verarbeiten kann.

Zu erwähnen sei noch der Cache. Sowohl in der Inklusiv- als auch in der kostenpflichtigen Profi-Version (die Einnahmen Preis durch ProCache fließen vollständig in die Entwicklung ein) ist der Cache ein praktisches Tool, das den Seitenaufbau beschleunigt.

ProcessWire: Anforderungen

Mindestanforderungen:

  • Ein Web-Server auf Unix- oder Windows-Basis
  • Apache (unter Umständen ein Äquivalent wie NGINX oder IIS, wenn ein Ersatz für .htaccess, z.B. web.config für IIS, bereit steht)
  • mod-rewrite muss in Apache aktiviert sein
  • Apache muss .htaccess unterstützen
  • PHP ab Version 5.3.8 mit PDO-Datenbank-Unterstützung
  • GD-2-Bibliothek Bundle für PHP 

Best Case:

  • die neueste stabile PHP Version
  • kurze Tags für PHP sind aktiviert
  • Multi-Byte-String-Unterstützung kompiliert mit PHP (--enable-mbstring)

Der Vergleich: ProcessWire vs. WordPress

Beide Tools erschienen erstmals 2003 auf der Bildfläche. WordPress ist der CMS-Riese, der mit einem Marktanteil von 60 % (im Januar 2018) das weltweite Ranking unter den Content-Management-Systemen anführt. Die Nutzerzahlen für ProcessWire bewegen sich hingegen nur im vierstelligen Bereich, was einen Marktanteil von weniger als 0,1 % bedeutet. Ein großer Unterschied zwischen den beiden Tools ist, dass WordPress sehr einfach einzurichten und zu bedienen ist und keinerlei HTML- oder PHP-Kenntnisse erfordert. 

Es ist ein bisschen wie bei Musik. Für einen generischen Pop-Song braucht man nicht viel Talent oder Zeit. Das Arrangement entsteht nach Schema F und Auto-Tune bügelt Fehler aus. Die Musik spielt zudem oft im Radio, da sie ein geringes Einstiegslevel hat. Komplexere Musik bietet meist mehr Vielfalt, allerdings benötigt man zum Komponieren auch größere Fähigkeiten.

Nutzerfreundlichkeit

ProcessWire verfügt über einige Funktionen, die Webdesignern und Entwicklern das Leben einfacher machen – wie beispielsweise der Drag-and-drop-Datei-Upload. Auch die Installation kostet verhältnismäßig wenig Zeit. Aber die Freiheit, jede Website nach den eigenen Vorstellungen entwerfen zu können, erfordert auch Vorkenntnisse im Bereich der Programmiersprachen. Die Zielgruppe von ProcessWire ist somit eine andere als die für WordPress. Der Marktführer wirbt mit einer Installation und Einrichtung in weniger als 5 Minuten. Die bestehenden Themes und Templates geben einen Rahmen vor. So können selbst Laien nach kurzer Zeit einen ansehnlichen Blog auf die Beine stellen. 

Die ProcessWire-Templates teilt der Website-Entwickler den jeweiligen Seiten zu. Man muss sich den Rahmen der Website praktisch selbst mit Commands zusammenschweißen. ProcessWire richtet sich daher an professionelle Webdesigner oder Freizeit-Programmierer. Der Endbenutzer der fertigen Website braucht selbst jedoch keine großen Vorkenntnisse: Steht das Gerüst, sind Updates und das Zufügen neuer Pages auch für IT-Laien kein Problem. Besonders praktisch ist die Out-of-the-box-Funktion, mit der sich mehrere lokalisierte Domains für einen Webauftritt erstellen lassen. Dank der Sprachpakete können Sie auch im Back-End in der jeweiligen Zielsprache arbeiten. Bei WordPress verläuft die Sprachintegration meist nicht so glatt.

SEO-Freundlichkeit

Wer eine Website erstellt, möchte natürlich auch, dass diese im Netz gefunden wird. Sowohl ProcessWire als auch WordPress unterstützen Sie diesbezüglich bei der Seitenoptimierung. Die Kern-Software optimiert zum Beispiel URLs für Suchmaschinen-Crawler und Leser. Die ProcessWire-Baumstruktur eignet sich sehr gut dafür, übersichtliche Hierarchien zu erstellen. Dabei kann allerdings die Pagination ein Problem sein. Inhaltslose Seiten, die nur auf weitere Seiten verweisen, bieten Crawlern nichts an und schicken sie schlimmstenfalls in einen Loop. Die ProcessWire-Entwickler raten daher, 404-Fehlerseiten für eventuelle Ladefehler vorzubereiten. Der Cache (als Grundversion für kleine Projekte ausreichend) erhöht die Ladegeschwindigkeit. Bei WordPress müssen Sie zu diesem Zweck eine Erweiterung zufügen. 

Im Plug-in-Bereich von WordPress finden Sie viele Optimierungs-Tools. Yoast SEO zum Beispiel bietet die wichtigsten SEO-Funktionen in einem Paket. Dazu gehören Funktionen zur Integration sozialer Medien, Meta-Daten-Optimierung und eine Website-Analyse. Mit dem Plug-in Google XML Sitemaps erstellen sie eine Sitemap. Auch ProcessWire stellt dafür ein Modul zur Verfügung. Als Komplett-Lösung eignet sich die Erweiterung MarkupSEO. Dies Tool erstellt einen SEO-Reiter im Bereich „Pages“. Dort tragen Sie Title, Preview-Bilder und andere Meta-Daten ein. Im oberen Bereich sehen Sie parallel zur Bearbeitung ein Google-Preview. ProFields: AutoLinks verlinkt automatisch ausgewählte Keywords mit vorgegebenen URLs. Mit dem Modul ProcessWire Accessibility Tools erhöhen Sie die Barrierefreiheit Ihrer Website.

Tipp

Sie wollen noch mehr über WordPress wissen? In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, was WordPress außer Blogs noch alles kann.

Grundlegende Struktur und Plug-ins

Wie bereits erwähnt, arbeiten Sie bei ProcessWire über eine fast endlos erweiterbare Baumstruktur. Für die Website-Entwicklung verfügen Sie über eine solide und schlanke Software. Über die Programmierschnittstelle binden Sie Module ein, die für das Projekt sinnvoll erscheinen. Einige enthält die Kern-Software bereits bei der Installation. Auch Community-Anwendungen basieren auf der Open-Source-Software und Lead-Entwickler prüfen sie, bevor sie Nutzern zu Verfügung gestellt werden. Das Programm gilt als Content-Management-Framework, da Sie innerhalb der Software Ihr persönliches Content-Management-System nach Belieben zusammenstellen.

WordPress basiert auf der Software b2. Es entstand ursprünglich als Weblog-Software. Sie können damit aber auch hierarchische Seiten betreuen und es somit als CMS nutzen. Das API wurde häufig kritisiert: Im Gegensatz zu ProcessWire, wo Kern-Software und Module ineinandergreifen, fügt die große WordPress-Community ständig (mitunter unsichere und oft überladene) Plug-ins hinzu. Aufgrund überlappender Zuständigkeiten können unterschiedliche Plug-ins so in Konkurrenz zueinander stehen. Außerdem lassen sich aufgrund ihrer großen Zahl kaum alle Anwendungen auf ihre Kompatibilität prüfen. Das führt dann bei den häufig automatisierten Updates mitunter dazu, dass eine neue Plug-in-Version unbemerkt andere Funktionen Ihrer Website einschränkt.

Ein weiteres Merkmal der CMF-Software ProcessWire: Alle sichtbaren und unsichtbaren Bestandteile der Websites sind Pages. Darauf ordnen Sie mehrere auf die Eingabemethode zugeschnittene Datenfelder an. Im Blog-CMS WordPress arbeiten Sie in einem großen Eingabefeld und verfügen über nur wenige Datenfelder zur Kategorisierung.

Sicherheit

WordPress ist international bekannt und beliebt. Das ruft natürlich Hacker auf den Plan. CVE-Details listete bis März 2018 insgesamt 273 Sicherheitslücken bei WordPress-Anwendungen. Zahlreiche davon waren kritisch. Zudem hatte sich bereits 2017 die Zahl der gemeldeten Schwachstellen im Vergleich zum Vorgängerjahr mehr als verdoppelt. Die Methode des Cross-Site-Scripting (XSS) führte die Liste der häufigsten Cyber-Attacken an. WordPress arbeitet zwar unentwegt an Sicherheits-Updates, allerdings nutzen viele Seiten ein Fülle an Plug-ins, die ebenso Updates benötigen. Zahlreiche Webseiten-Betreiber vergessen jedoch, dass auch die Plug-ins regelmäßig Updates erhalten müssen. Auch überladene Themes weisen häufig schwere Sicherheitslücken auf.

Der David zum WordPress-Goliath besteht trotz der Open-Source-Kooperation darauf, Community-Module vor der Bereitstellung zu prüfen. Die Plug-in-Bibliothek ist somit kleiner, aber auch überschaubarer, und die Plug-ins sind vergleichsweise sicher. Und auch ProcessWire arbeitet ständig an Sicherheits-Updates.

  ProcessWire WordPress  
Betriebssystem plattformunabhängig plattformunabhängig  
Kategorie CMF, CMS Weblog-Software, CMS  
Lizenz Mozilla Public License 2.0 GNU GPLv2+  
unterstützte Webserver Windows- oder Unix-basierter Webserver mit Apache, PHP- und MySQL-Support Webserver mit MySQL- und PHP-Support  
unterstütze Datenbaken MySQL, MariaDB 5.0.15 oder höher MySqL, MariaDB  
Template-Sprache PHP PHP  
Browserbasiertes Back-End  
gehostetes Angebot nein ja  
Tools für Suchmaschinenoptimierung  
Responsives Webdesign  
Sicherheit kleine Nutzergruppe ist relativ uninteressant für Hacker, nur geprüfte Plug-ins Große Verbreitung zieht Hacker an, einige unsichere Plug-ins, regelmäßige System-Updates  
Benutzerverwaltung Mandantenfähig, Benutzergruppen, Beschränkung von User-Rechten, Mehrstufige Freigabekontrolle auch für einzelne Felder Mandantenfähig, Benutzergruppen, Beschränkung von User-Rechten, Mehrstufige Freigabekontrolle  
Bedienung PHP-Skripte in Datenbaum, WYSIWYG-Editor, Vorschau, Labels, Suche, Back-End mit Admin-Themes WYSIWYG-Editor, Blog-System, Vorschau, Suche, Tags  
Multimedia-Elemente Frei in Datenfeld einzuordnen Mit Erweiterung  
Mehrsprachigkeit Einfache Verwaltung out-of-the-box, lokalisierte URLs Mit Erweiterung/Übersetzungen für Front-End und Back-End integriert  
Dokumentation  
Tutorials und Community  
Geeignet für komplexe Websites mit speziellen Design-Anforderungen, mehrsprachige Websites, Online-Kataloge, kleine Websites, die wenigen Design-Veränderungen unterliegen,Entwicklung: Profis und Fortgeschrittene,Nutzung: mit etwas Einarbeitung für Anfänger geeignet Blogs, inhaltlich begrenzte Seiten, die aber schnell, viele Design-Veränderungen durchlaufen, kleine Unternehmen oder Privatpersonen mit informativen oder repräsentativen Websites, Fälle, in denen Programmieren zu teuer ist, Anfänger und Fortgeschrittene  

Tutorial: Erste Schritte mit ProcessWire

Kurze Anleitung zur Installation

Es gibt verschiedene Download-Methoden, aber die meisten User laden das Programm über GitHub herunter. Haben Sie die Zip-Datei auf diese Weise heruntergeladen, müssen Sie die Zip-Datei entpacken. Anschließend laden Sie das Dateipaket auf einen Server hoch und fahren mit der Web-Installation fort. Das Programm macht einen Kompatibilitäts-Check und weist Sie darauf hin, wenn die Grundvoraussetzungen nicht erfüllt sind. Falls es noch nicht geschehen ist, aktivieren Sie PHP in der .htaccess-Datei. Dann geben Sie im Admin-Bereich die erforderlichen Informationen zu Ihrer Datenbank an. Diese finden Sie bei Ihrem Hoster. Anschließend braucht das CMF noch eine E-Mail-Adresse. So bekommen Sie Ihre Zugangsdaten und können dann direkt anfangen.

Die ersten Schritte im Back-End

Nach dem ersten Log-in starten Sie mit einem leeren Template, das Sie nach Ihren Vorstellungen frei gestalten. Sie finden es auf der ProcessWire-Webpage bei Modules > Site Profiles > ProcessWire Blank Profile. Oder Sie installieren alternativ eines der Beispiel-Templates. So bekommen Sie einen ersten Eindruck, wie Sie Ihre Seite im Back-End aufbauen und verwalten. Sie haben natürlich auch die Möglichkeit, Templates für den Admin-Bereich zu bauen oder als Modul zu laden. So können Sie beispielsweise ein CMS erstellen, das auf die Bedürfnisse der späteren Webseiten-Verwalter zugeschnitten ist.

Felder nach Maß

Die folgenden Erklärungen verwenden Screenshots der ProcessWire-Demo-Version. Auf dem obenstehenden Bild oben sehen Sie die Back-End-Homepage mit dem Seitenbaum. Haben Sie die Seite eingerichtet, bewegen sich die CMS-Nutzer nur noch in diesem Bereich. Hier fügen Sie Seiten hinzu und füllen Sie mit Content. Aber darauf kommen wir später zurück. Zuerst gehen Sie auf den Nachbarreiter „Setup“ und wählen den Unterpunkt „Fields“. Sie wählen „new Field“, um ein neues Feld anzulegen, so wie im folgenden Bild.

Sie bestimmen alle Feldeigenschaften, wie Name, Typ und Label. Ob Checkbox, Datum, Text oder Bild, legen Sie fest. Speichern Sie das neue Feld und legen Sie auf diese Weise neue Felder an, bis Sie alle gewünschten Felder für Ihre Website angelegt haben. Natürlich können Sie später noch weitere Felder hinzufügen. Im unteren Bild sehen Sie die Einstellungen für das neue Feld. Der Name ist „TestTest“. Unter Typ ist festgelegt, dass es ein Feld zur Texteingabe sein soll. Darunter geben wir das gewünschte Label ein. Anderfalls erhält es den eingegebenen Namen als Label.

Templates bestimmen den Aufbau

Gehen Sie anschließend über die Einstellungen (Setup) in den Menüpunkt „Templates“. Die Templates sorgen für einen einheitlichen Look von Seiten mit gleichen Aufgaben. Wählen Sie „Add New Template“ aus. Die Spezifikationen des Templates laden Sie aus einer PHP-Datei von Ihrem Server oder schreiben Sie selbst auf. Besteht bereits ein Template – wie das Basic-Template aus den Downloads – duplizieren Sie diese Vorlage für ein neues Theme. Wählen Sie dafür ein Template aus dem Drop-down-Menü unter „Duplicate fields used by another template“. Ihr neues Template enthält alle Felder des Original-Templates. Bestehende Felder bleiben erhalten.

Hinweis

Achten Sie auf eine klare Namensgebung. So erleichtern Sie Endnutzern später die Bedienung der Website.

Sie haben nun ein Template angelegt. Nachfolgend müssen Sie es näher definieren. Die ProcessWire-Demo-Version zeigt am Beispiel einer Website über Hochhäuser einige Anwendungsmöglichkeiten der ProcessWire-Themes. Das Template „City“, im unteren Bild zu sehen, wenden insgesamt 70 Unterseiten auf der Website an. Der erste Reiter, „Basics“, erlaubt Ihnen, die von Ihnen erstellten Felder in das Template einzufügen. Das Template City hat drei Felder: Title (Typ: PageTitle), Abbreviation (Typ: Text) und Map (Typ: MapMaker). Alle Seiten unter diesem Template verfügen also über einen Title im Header, eine optionale Titel-Abkürzung und eine Karte.

Die Felder ordnen Sie per Drag-and-drop an. Neue Felder fügen Sie über das Drop-down-Menü „Add Field“ hinzu oder Sie erstellen direkt im Template ein neues Feld (create a new field). Ein Label definiert das Theme zusätzlich. Unter „Usage“ sehen Sie alle Seiten, die das Template nutzen.

Im Reiter „Access“ bestimmen Sie, wer welchen Zugriff auf Seiten in diesem Template hat. Dafür gibt es eine Vielzahl an Anwendungsmöglichkeiten. So lassen sich beispielsweise Foren-Seiten erstellen, die nur für eingeloggte Nutzer sichtbar sind. Vielleicht wollen Sie auch eine Seite bauen, die alle Besucher einsehen, aber deren Inhalt nur Moderatoren bearbeiten können. Unter „Family“ legen Sie fest, ob das Template Unterseiten erlaubt. Zudem legen Sie fest, welche Templates für die Kinder- und Eltern-Seiten gelten sollen. Pagination und Website-Optimierung durch klare Wegstrukturen bereiten Sie über die URL-Einstellungen vor.

Der Cache verbessert die Ladezeiten aufwändig gestalteter Webseiten. Unter der Rubrik „Adavanced“ finden Sie Tags, Toggles und Icons. Da ProcessWire versucht, Tools dort zu platzieren, wo Sie sie brauchen, können Sie auch im Templates-Editor unter „Import“ Felder aus anderen Themes kopieren. Über „Delete“ löschen Sie ein Template.

Alles ist eine Seite

ProcessWires Credo: Alles ist eine Seite. So haben Sie über jedes Element in Ihrer Architektur Überblick. Sie haben bereits Felder definiert und Templates erstellt. Sie haben also die nötigen Grundlagen geschaffen, um eine Seite zu erstellen. Dafür gehen Sie zurück zur Startseite „Pages“ und klicken „Add New“ an. Im Drop-down-Menü sehen Sie alle bereits erstellten Templates. Wählen Sie das gewünschte Theme, zum Beispiel „Skyscrapers“, wie im Bild unten zu sehen.

Die neue Seite wird gemäß des Templates, das unter „Skyscrapers“ festgelegt ist, aufgebaut sein. In der Demo-Version stehen die Seiten-Familienverhältnisse bereits fest. Für das Template „Skyscrapers“ wählen Sie eine Parent-Seite aus den vorgegebenen Cities aus. Dann geben Sie der Seite den Title für die Überschrift und einen Namen für die URL.

Hinweis

Als Entwickler können Sie auch Reiter umbenennen. So finden Redakteure später den Content-Bereich für Hochhaus-Seiten unter dem Titel Skyscrapers. Gehen Sie beispielsweise im Admin-Bereich auf die Seite "Albuquerque", sehen Sie dort verschiedene Reiter, die man als Admin individuell anpassen kann. Im ersten Reiter bearbeitet man den Seiteninhalt. Daneben finden Sie einen Reiter, über den man bestimmt, welche Kinder die Seite hat. Als Admin kann man diesen Reiter umbenennen, zum Beispiel unter dem Namen "Skyscrapers". Denn Skyscrapers ist das Template für alle Kinderseiten, die einer Seite mit City-Template untergeordnet sind.

Speichern Sie zunächst die Seite mit „Save“. Steuern Sie über Pages > Cities > Albuquerque die Beispielseite (Albuquerque Petroleum Building) an und klicken Sie auf „Edit“. Im Reiter Settings legen Sie die Seiteneigenschaften fest. Name und Template sind schon angelegt. Die Parent-Seite im Beispiel ist Albuquerque. Sie entscheiden hier noch über den Status (Hidden, Locked oder Unpublished), Zugriffsrechte und den Cache. Passen Sie im Content-Bereich (hier: Skyscraper Info) Ihre individuellen Felder an. Das Template Skyscraper gibt 12 Felder vor:

  • Title (Page Title)
  • Height (Float)
  • Floors (Integer)
  • Year (Integer)
  • Architects (Page)
  • Body (Text Area)
  • Map (Map Marker)
  • Images (Images)
  • Fieldset_Meta (FieldsetOpen)
  • FreebaseGuid (Text)
  • WikipediaID (Integer)
  • FieldsetMeta-END

Text- und Zahlenfelder füllen Sie mit Inhalten. In die Landkarte tragen Sie die Markierungskoordinaten ein. Bilder laden Sie mittels Drag-and-drop in das entsprechende Feld hoch. Über das Image-Tool können Sie Größe und Format ändern. Haben Sie alle Felder ausgefüllt, wählen Sie eine der Vorschau-Ansichten im Reiter „View“. Sieht alles gut aus? Dann speichern Sie die Seite unter „Save“. Mit diesen ersten Schritten bauen Sie eine einfache, individuell gestaltete Website. Für mehr Gestaltungsspielraum, bessere User Experience und einen optimierten Admin-Bereich durchforsten Sie die Open-Source-Module.

Fazit

ProcessWire ist ein wandlungsfähiges CMF, das sich sowohl für kleine Websites als auch große Projekte mit mehreren Domains und Zielsprachen eignet. Wer damit eine Website baut, sollte in HTML und PHP versiert sein. Webseiten-Betreiber und Content-Redakteure arbeiten damit nach kurzer Einarbeitung normalerweise problemlos. Durch Admin-Module steigern Sie die Nutzerfreundlichkeit. ProcessWire punktet mit einem leichten Software-Paket, stabilem API, zahlreichen Möglichkeiten zur Individualisierung und einer hilfreichen Community.

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