Evergreen Content – „immergrüne“ Inhalte für Websites

Jede Anleitung zur Suchmaschinenoptimierung oder zum Onlinemarketing betont, wie wichtig es ist, jederzeit topaktuelle Inhalte zu liefern. Ganz im Gegensatz dazu steht der sogenannte Evergreen Content. Die wörtliche Übersetzung „immergrün“ gibt nicht wirklich wieder, worum es sich handelt. Eine bessere Bezeichnung wäre „zeitlose Inhalte“, also Inhalte von zeitlosem Wert.

Was ist Evergreen Content?

Typische Beispiele für Evergreen Content sind Lexikoneinträge. Besonders Wikipedia enthält Artikel, die über Jahre ihre Gültigkeit behalten, zum Beispiel Texte zu längst vergangenen historischen Ereignissen, Beschreibungen von Gebäuden und Kulturgütern oder Pflanzengattungen.

Definition: Evergreen Content

Inhalte, die für den Leser über einen längeren Zeitraum, oft über Jahre, von Nutzen sein können. Damit dieser Content aber auch langfristig gut funktioniert, muss er von entsprechend hoher Qualität sein.

Wikipedia geht sogar so weit, Artikel, die nicht den Richtlinien einer zeitlosen Enzyklopädie entsprechen, also nicht immergrün sind, mit einem eigenen Textbanner zu kennzeichnen, einem sogenannten Artikelbaustein. Die zugehörige Erklärung auf der deutschen Wikipedia beschreibt anschaulich die Merkmale von Evergreen Content im Unterschied zu aktueller Berichterstattung:

Zitat

„Nach der Richtlinie ‚Was Wikipedia nicht ist‘ soll Wikipedia kein Nachrichtenportal oder Veranstaltungskalender sein und dient nicht der aktuellen Berichterstattung. Nachrichtenartikel und Eilmeldungen haben deswegen im Schwesterprojekt Wikinews ihren Platz. Andererseits ist es Grundprinzip der Wikipedia, eine Enzyklopädie auf der Basis des Wiki-Prinzips aufzubauen, das es ermöglicht, schnell auf aktuelle Ereignisse zu reagieren. Daraus ergibt sich ein Spannungsverhältnis, weil einerseits tagesaktuelle Berichterstattung nicht Gegenstand einer Enzyklopädie ist, andererseits die Aufnahme von historisch bedeutsamen Ereignissen in die Wikipedia erforderlich ist […].“

Das bedeutet, aus einem aktuellen Artikel kann nachträglich Evergreen Content werden –vorausgesetzt, der Text wird so aufbereitet, dass er dauerhaft von historischem oder dokumentarischem Interesse ist.

Weitere Beispiele für Evergreen Content

Nicht nur Lexikon- und Wiki-Artikel haben das Potenzial zum Evergreen Content. Auch diverse Blogbeiträge, die z. B. Hintergrundinformationen zu aktuellen Ereignissen enthalten, können auch dann interessant bleiben, wenn das betreffende Ereignis nicht mehr aktuell ist. Dasselbe gilt für entsprechende Infografiken, die jedoch im Sinne der Suchmaschinenoptimierung und Auffindbarkeit mit geeignetem Text versehen sein müssen.

Ratgeberartikel, Anleitungen für Reparaturen oder Do-it-yourself-Projekte können ebenfalls von zeitlosem Interesse sein. Auch hier gilt die Voraussetzung, dass es sich bei den im Text erwähnten Produkten nicht um Modeartikel oder kurzweilige Trends handelt.

Ähnliches gilt für FAQs (Frequently Asked Questions = „Häufig gestellte Fragen“) zu einem bestimmten Thema. Viele, die mit einem Thema oder einem Produkt alleine nicht zurechtkommen, suchen Antworten auf ihre Fragen. Dabei treten häufig dieselben Fragen immer wieder auf. Die Fragesammlungen helfen, wenn die Verbraucher beispielsweise feststellen, dass das betreffende Gerät oder die Software nicht wie erwartet funktioniert, aber nicht wissen, wie sie die konkrete Frage formulieren sollen.

Evergreen Content muss nicht starr sein

Evergreen Content soll immergrün sein – deshalb sollte man darauf achten, dass der Text nicht irgendwann ergraut. Auch bei zeitlosen Artikeln sind Änderungen im Sinne von Verbesserungen erlaubt, ja durchaus erwünscht. Von Zeit zu Zeit ein neues Foto oder ein aktueller Tipp, auf den der Autor oder Leser erst später gekommen ist, halten das Interesse am Artikel wach. Das Beispiel Wikipedia zeigt, dass selbst Artikel über historische Begebenheiten oder über längst verstorbene Personen immer wieder ergänzt und aktualisiert werden.

Auch Listen und Sammlungen eignen sich als Evergreen Content, auch wenn sich die Inhalte solcher Listen ändern. So kann etwa eine Liste der höchsten Gebäude jederzeit durch einen Neubau ergänzt werden. Auch Listen, die auf den ersten Blick für die Ewigkeit geschrieben wurden, sind nicht in Stein gemeißelt. Solche Listen bleiben als Ganzes aber weiterhin Evergreen Content. Die Suchanfragen beziehen sich weiterhin auf das Gesamtthema, nicht auf einzelne aktuelle Fakten. Auch Verlinkungen von anderen Seiten können unverändert bestehen bleiben.

Eine regelmäßige, moderate und hochwertige Aktualisierung von Evergreen-Content-Texten beweist die Kompetenz der Autoren und stärkt bei Besuchern das allgemeine Vertrauen in die Website. Dadurch verringern sich die Absprungraten. Leser klicken innerhalb des Webauftritts weiter und lesen dann auch andere Texte. So wird ein gut geschriebener Evergreen-Content-Text, wenn er über eine Suchmaschine mühelos auffindbar ist, zum perfekten Lockvogel für neue Besucher.

Im Hinblick auf SEO (Search Engine Optimizing = „Suchmaschinenoptimierung“) sind Aktualisierungen ebenfalls wichtig. Denn Google berücksichtigt neben dem Inhalt einer Seite auch das Datum und die Häufigkeit von Aktualisierungen. Viele Seiten erreichen automatisch regelmäßige Aktualisierungen durch eingeblendete Kommentare von Besuchern. Diese müssen natürlich redaktionell gepflegt werden. Am besten nimmt man auch eigene themenrelevante Aktualisierungen am Text vor.

Wie funktioniert Evergreen Content?

Evergreen Content bringt dauerhaft Besucher auf die eigene Website – so zumindest die Theorie. Dabei ist aber, noch mehr als bei aktuellen News, die Qualität des Inhalts entscheidend. Ein Text, der zeitlos interessant bleiben soll, darf nur ein einziges Thema abhandeln, dafür aber möglichst umfassend und ergiebig. Bei Texten, die eine Vielzahl von Themen mit kopierten Inhalten abdecken, erkennt man sofort, dass sie auf ein hohes Suchmaschinenranking abzielen. Die Besucher bleiben fern, und selbst Verlinkungen von außen werden sich auf automatisch generierte Links ähnlich strukturierter Seiten beschränken. Wertvolle Links von anderen Seiten mit vergleichbar hochwertigen Inhalten im Sinne einer guten Suchmaschinenoptimierung sucht man hier vergeblich.

Blindes Kopieren darf nicht mit redaktioneller Content Curation verwechselt werden. Zeitloser Inhalt ist ein wichtiges Element im Content Marketing, sollte aber nicht negativ auffallen.

Auf die Zielgruppe achten

Einen Text auf der eigenen Seite zu veröffentlichen, nur um auch Evergreen Content zu haben, ergibt keinen Sinn. Man sollte genau die Zielgruppe beachten, sonst fällt der Text sofort als Fremdkörper auf.

Kochrezepte beispielsweise sind gute und allgemein interessante, immergrüne Inhalte, passen aber nicht auf eine Technikseite. Selbst innerhalb eines breiten Themenbereichs darf Evergreen Content nicht zu allgemein oder gar unpassend sein. Vegetarische Rezepte im Webauftritt einer Metzgerei wirken unpassend. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel: Ein gut gemachtes Frühlingsrezept kann auf die fleischlosen Produkte des Ladens hinweisen.

Evergreen Content beim Internetauftritt einer Firma

Auch in Onlineshops mit wechselnden Produkten kann Evergreen Content sinnvoll sein. Schritt-für-Schritt-Anleitungen zu beliebten Artikeln, Interviews mit Experten oder auch ein Rückblick auf die Historie der Firma schaffen Vertrauen und zeigen Kompetenz. Leser werden länger auf der Seite bleiben und sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im angeschlossenen Shop umsehen. Ein Lexikon oder Wiki rund um Themen der eigenen Produktpalette oder auch nur ein Glossar mit kurzen Erklärungen zu themenspezifischen Fachbegriffen locken über passend gesetzte Keywords Besucher an, die die Seite zufällig über eine Suchmaschine finden. Erhalten die Besucher Antworten auf ihre Fragen, wird das Vertrauen in die Marke gestärkt. Die Besucher werden dann auch ohne Google auf die Seite zurückkommen.

Gut geschriebener Evergreen Content, der nicht wie ein Werbetext aussieht, bekommt immer wieder Backlinks von Nachrichtenportalen oder privaten Blogs und Foren zum jeweiligen Thema. Die Betreiber solcher Seiten halten sich sonst üblicherweise mit Verlinkungen auf Webshops eher zurück – solange es sich nicht um Affiliate-Links handelt.

Fazit

Evergreen Content ist ein Plus für jeden Internetauftritt, da er Besucher anzieht, die allgemeine Fragen haben und die Firmenmarke noch nicht kennen. Allerdings bedürfen immergrüne Inhalte derselben regelmäßigen Pflege wie immergrüne Pflanzen. Der größte Fehler wäre, einen belanglos dahingeschriebenen Text auf eine sonst inhaltlich und aktuell gut gemachte Website zu stellen und auf zusätzliche Besucher zu hoffen. Den Stammbesuchern fällt das schnell auf; sie wechseln zur Konkurrenz, und der gute Ruf ist im Zeitalter sozialer Medien schnell dahin.

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