Clear Linux: Die performante Linux-Distribution für die Cloud
Der US-amerikanische Halbleiterhersteller Intel hält bei PC-Mikroprozessoren einen weltweiten Marktanteil von rund 80 Prozent und produziert außerdem verschiedene Arten von Computer-Mikrochips. Auf diese Hardware ist Intels Vorzeigeprojekt optimiert: das Betriebssystem Clear Linux. Intel stellte die neue Linux-Distribution erstmals 2015 auf dem OpenStack Summit vor. Als Teil der Linux-Familie ist auch Clear Linux OS ein Open-Source-Betriebssystem. Das Besondere daran: Es wurde speziell auf die Cloud-Nutzung ausgerichtet. Mittlerweile bietet das Betriebssystem aber auch eine überzeugende Desktop-Umgebung. Wir stellen Clear Linux und dessen Features genauer vor.
Was ist Clear Linux?
Der führende Chip-Hersteller Intel präsentierte mit dem Clear Linux Project ein leichtgewichtiges, performantes und zugleich sicheres Betriebssystem. Das Cloud-Betriebssystem Clear Linux OS wurde für die Nutzung mit den hauseigenen Intel-Prozessoren optimiert und überzeugt im Zusammenspiel mit der Hardware durch eine besonders starke Performance. Dies gilt für den gesamten Stack – von der Plattform über den Kernel und Mathematik-Bibliotheken bis zu Frameworks und der Laufzeit.
Clear Linux ist ein zustandsloses System. Benutzer- und Systemdaten sind daher strikt voneinander getrennt. Dies erleichtert die Installation, Konfiguration und Aktualisierung der Daten. Besonders hervorzuheben ist die Flexibilität des Betriebssystems: Auf Wunsch lässt sich die Installation auf ein normal agierendes Dateisystem umstellen, sodass es wie ein herkömmliches Betriebssystem funktioniert.
Im zustandslosen System sind die Standardkonfiguration von Bundles und Systemkomponenten im Verzeichnis /usr zu finden. Diese sind streng von den Konfigurationsdaten im Verzeichnis /etc isoliert.
Eine weitere Besonderheit von Clear Linux ist das eigene Containerformat „Clear Container“, das auf Basis von Rocket und Docker entwickelt wurde. Das Format baut auf der „Intel Virtualization Technology“ auf und bringt ein eigenes Sicherheitskonzept mit Isolationsebenen mit sich. Durch die verstärkte Abschirmung wird eine ähnliche Sicherheit wie bei einer virtuellen Maschine erreicht. Zugleich bietet Clear Linux OS die gewohnte Leistung eines Linux-Containers, der in nur wenigen Minuten hochfährt. Wenn Ihnen der Sicherheitsaspekt besonders wichtig ist, lohnt sich auch ein Blick in unseren Artikel über das sicherheitsverbesserte SELinux.
Trotz der zahlreichen Vorteile und fast ungeschlagenen Performance ist Clear Linux, wie das Basis-Betriebssystem Linux, vielen Nutzern unbekannt.
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Desktop-Nutzung von Clear Linux OS
Zu Beginn war Clear Linux OS auf die Cloud-Nutzung reduziert und wurde nur in den Bereichen Sicherheit und Performance weiter optimiert. Mittlerweile überzeugt das Betriebssystem auch bei der Desktop-Nutzung mit einer guten Usability und einer ansprechenden Desktop-Umgebung. Dabei zeigt sich Clear Linux im angepassten Gnome, ähnlich wie Ubuntu 20.04. Zudem haben Sie die Möglichkeit, den Standard-Desktop individuell anzupassen.
Gnome ist eine Desktop-Umgebung, die eine grafische Benutzeroberfläche sowie täglich benutzte Programme umfasst. Dies ist auch der Standard-Desktop für Fedora und Ubuntu.
Die hohe Sicherheit und Performance sind auch bei der Desktop-Nutzung spürbar, die ergänzend dazu attraktive Pakete und eine auf Gnome aufbauende Fensterverwaltung bietet. Fortan konzentriert sich Intel jedoch wieder auf die Optimierung von Server und Cloud und reduziert die Anpassungen der Oberfläche. Der vollwertige Desktop bleibt jedoch dank einer generischen Gnome-Implementierung bestehen.
Features von Clear Linux
Wie erwähnt zeichnet sich Clear Linux OS durch eine hohe Performance und das schlanke sowie sichere Containerformat aus. Doch das Betriebssystem bietet noch weitere Features:
- Kernelfunktion Direct Access (DAX): Durch den Einsatz der Kernelfunktion minimiert Intel den Verbrauch des Hauptspeichers pro Container. Dadurch lädt das System Dateien nicht in den Arbeitsspeicher, sondern umgeht den Page-Cache und führt Lese- und Schreiboperationen direkt im nichtflüchtigen Speicher aus.
- Compiler-Option „Function Multiversioning“: Dieses Feature garantiert eine erhöhte Geschwindigkeit bei Anwendungen, die nicht für multiple Befehlssätze optimiert sind.
- Mixer-Tool: Mit diesem Tool bietet Intel die Möglichkeit, eine individuelle Version von Clear Linux OS zu erstellen. Auch das offizielle Clear-Linux-Team nutzt diese Software, um Updates und Releases zu generieren. Damit stehen Ihnen verschiedene Serverfunktionen von Clear Linux sowie von anderen Distributionen zur Verfügung. Die Kosten richten sich nach der Anpassungsstufe.
- Telemetrie-Funktion: Mit dieser Funktion sammelt Clear Linux automatisch Daten über CVEs (Common Vulnerabilities and Exposures). Persönliche Informationen und Rückschlüsse über Sie als Nutzer werden dabei nicht dokumentiert. Mit dieser Funktion identifizieren Entwickler Sicherheitsprobleme ehestmöglich, noch bevor Benutzer betroffen sind. Diese Funktion steht optional zur Verfügung und lässt sich deaktivieren.
Clear Linux und weitere Linux-Distributionen
Aufbauend auf dem Linux-Kernel existiert eine ganze Reihe von verschiedenen Linux-Distributionen, die auf unterschiedliche Anforderungen perfekt abgestimmt sind. Linux wurde von Beginn an als Open-Source-Projekt geführt, daher steht der Quellcode des Kernels jedem Entwickler zur freien Verfügung.
Der Kernel ist der Kern eines Betriebssystems, auf dem alle Software-Bestandteile aufbauen.
Clear Linux zählt nicht zu den Allzweck-Distributionen, da das Betriebssystem primär für die Cloud konzipiert ist. Doch auch andere Distributionen sind auf Cloud-Computing ausgerichtet, beispielsweise Ubuntu, CentOS oder Oracle Linux. Clear Linux richtet sich jedoch primär an Entwickler und andere Fachleute aus der IT.
Die meisten Linux-Distributionen verwalten und aktualisieren Daten über ein Paketsystem. Auch Clear Linux OS nutzt das beliebte RPM-Format für Binärpakete. Clear Linux fasst die Pakete jedoch zweckorientiert in Bündeln zusammen, die gemeinsam aktualisiert werden. Dieses Prinzip ordnet sich zwischen dem traditionellen Paketmanagement und atomaren Updates an. Dadurch entsteht mit jeder automatischen Aktualisierung eine neue Version des Betriebssystems. Hinter diesem Prozess verbirgt sich auch der neu entwickelte Paketmanager swupd, mit dem die Versionierung auf Dateiebene erfolgt.
Dies führt zum nächsten Unterschied zwischen Clear Linux und anderen Distributionen: Jede Version und jegliche Komponenten von Clear Linux OS haben eine eindeutig zugeordnete Versionsnummer. Das System lädt nur jene Komponenten herunter, die auch tatsächlich benötigt werden. Dadurch überzeugt Clear Linux auch bei der Aktualisierung des Systems mit einer besseren Performance als andere Linux-Distributionen. Darüber hinaus haben Systemadministratoren durch die detaillierte Versionsbestimmung aller Pakete und Bundles die Möglichkeit, Sicherheitskorrekturen und Tests genau zu dokumentieren und zu korrigieren.
In dem Video „Why Clear Linux“ fasst der Hersteller zusammen, wodurch sich das performante Betriebssystem von anderen abhebt:
Die Vor- und Nachteile von Clear Linux OS
Die einzigartigen Eigenschaften und Vorteile von Clear Linux wurden bereits ausführlich dargestellt: Sicherheit, Performance und Individualität. Im Folgenden zeigen wir die Vorteile des Betriebssystems noch einmal in der Übersicht:
- Schnelle Updates: Clear Linux OS führt Aktualisierungen besonders schnell und einfach durch. Delta-Updates sind proportional zur Änderung; Abhängigkeiten zum Betriebssystem sind während des Updates aufgelöst.
- Rolling Release: Intel aktualisiert Clear Linux permanent und stellt die neueste Version auf der eigenen Website zum Download zur Verfügung.
- Downloads: Clear Linux ist Open-Source-Software und damit frei downloadbar. Zudem bietet Intel im eigenen Store zusätzliche Software für das Betriebssystem zum Download an.
- Sicherheit: Dank dem Mix aus Clear Containers und der Telemetrie-Funktion bietet Clear Linux eine große Sicherheit.
Zu den Nachteilen zählen:
- Vernachlässigung der Desktop-Nutzung: Zwar stellt Intel eine generische Gnome-Implementierung zur Verfügung, diese wird jedoch nicht mehr optimiert.
- Optimierung für Linux: Auf Intel-Hardware läuft Clear Linux besonders performant. Manche Kritiker geben als Nachteil an, dass die passgenaue Konstruktion bei der Nutzung mit anderer Hardware deutlich nachlässt. Diese Kritik wurde jedoch durch verschiedene Tests abgeschwächt, bei denen Clear Linux auch auf anderen Geräten eine deutlich bessere Performance als Ubuntu oder Fedora unter Beweis stellt.
- Chrome-Aktualisierung: Diese erfolgt bei Clear Linux OS nicht automatisch, wie das beispielsweise bei Ubuntu der Fall ist.