Raspberry Pi Ubuntu installieren und konfigurieren
Lange Zeit war es nicht möglich, den Raspberry Pi mit Ubuntu zu nutzen. Erst seit dem leistungsstarken Prozessor von Raspberry Pi 2 kann man ein aktuelles Image von Ubuntu herunterladen und auf die SD-Karte des Raspberry Pis flashen. Inzwischen geht die Installation und Konfiguration von Ubuntu auf dem Raspberry Pi wesentlich einfacher – dank Ubuntu 20.04 LTS Focal Fossa, das offiziell für Raspberry zertifiziert ist. Damit ist Ubuntu jetzt auch ganz offiziell eine echte Alternative zu anderen Raspberry-Pi-Betriebssystemen geworden, allen voran dem Raspberry Pi OS – früher als bekannt als Raspbian.
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Warum sollte man Raspberry Pi mit Ubuntu nutzen?
Raspberry Pi OS ist das Standardbetriebssystem für den Raspberry Pi. Es ist perfekt an den Mini-Computer angepasst und fast alle beliebten Einsatzzwecke (Mediacenter, Retrogaming-Konsole, usw.) basieren auf diesem Betriebssystem. Darüber hinaus gibt es aber auch gute Gründe, Raspberry Pi mit Ubuntu zu nutzen.
- Sicherheitsupdates: Ubuntu-LTS-Versionen haben im Gegensatz zu Raspberry Pi OS einen festen Release-Zyklus. Wer ein Raspberry-Pi-System mit Ubuntu aufsetzt, weiß genau, dass er fünf Jahre mit Sicherheitsupdates versorgt wird. Das gibt Sicherheit bei der Planung.
- Vertrautheit: Alle Nutzer, die mit Ubuntu arbeiten, finden so auch auf dem Raspberry Pi ein vertrautes System vor.
- Aktualität: Bei Betriebssystemen wie Debian oder Raspberry Pi OS geht es vor allem um eine stabile Performance des Raspberry Pis. Aus diesem Grund laufen hier häufig ältere Programmversionen. Ubuntu legt den Schwerpunkt etwas mehr auf die Aktualität der Pakete, ohne dabei Stabilität einzubüßen.
Was braucht man für die Raspberry-Pi-Ubuntu-Installation?
Ubuntu 20.04 ist für die Raspberry-Pi-Versionen 2, 3 und 4 verfügbar. Ab Raspberry Pi 3 kann eine 64-Bit-Version genutzt werden, die 32-Bit-Version läuft hingegen auf allen Pis. Darüber hinaus braucht man nur noch eine microSD-Karte. Alles andere ist die Standardausrüstung: Netzteile, Gehäuse, Maus, Tastatur, SD-Kartenleser sowie ein HDMI-Adapter, sollte ein Raspberry Pi 4 an einen Bildschirm angeschlossen sein.
Ubuntu 20.04 LTS für Raspberry Pi herunterladen und installieren
Im ersten Schritt wird die aktuelle Ubuntu-Version auf eine microSD-Karte gespielt. Ubuntu 20.04 LTS ist im Raspberry Pi Imager verfügbar, was die Installation auf die microSD-Karte denkbar einfach macht.
Der Raspberry Pi Imager muss, sofern noch nicht geschehen, zuvor auf dem Computer installiert werden. Das Programm ist kostenlos für Windows, macOS und Linux verfügbar und kann im Downloadbereich der Raspberry-Pi-Projekte heruntergeladen werden.
Jetzt muss die microSD-Karte aus dem Raspberry Pi in den Kartenleser des Computers eingesetzt und der Imager gestartet werden.
Die Installation von Ubuntu 20.04 löscht alle Daten auf der microSD-Karte. Wenn sich auf dem Datenträger wichtige Daten befinden, ist ein Backup zu empfehlen.
Im Raspberry Pi Imager klickt man dann auf „Operating Systems“. Hier befinden sich verschiedene Betriebssysteme für den Raspberry Pi, auch Ubuntu. Neben den bereits erwähnten 32-Bit- und 64-Bit-Versionen findet sich hier auch Ubuntu Core, ein Kernsystem für IoT-Projekte. Die richtige Version, um Raspberry Pi mit Ubuntu zu nutzen, ist Ubuntu 20.04 LTS – aktuell wird noch die 32-Bit-Version empfohlen, da sich diese als stabil bewährt hat.
Anschließend wählt man die microSD-Karte des Raspberry Pi aus, und Ubuntu wird übertragen. Der Installationsvorgang dauert in der Regel nur wenige Minuten. Wenn er abgeschlossen ist, kann die microSD-Karte wieder in den Pi eingesetzt und dieser gestartet werden.
Raspberry Pi: Ubuntu konfigurieren
Wir empfehlen vor dem Start den Raspberry Pi für Ubuntu vorzubereiten und ihn dafür per Ethernet-Kabel mit dem Netzwerk zu verbinden. Sobald der Raspberry Pi hochgefahren ist, kann man sich bei Ubuntu über die Kommandozeile einloggen.
Benutzername und Passwort lauten beide standardmäßig „ubuntu“. Nach dem ersten Login muss dann ein persönliches Passwort festgelegt werden, andernfalls haben alle User aus dem gleichen Netzwerk Zugang zum Pi. Beim Erstellen des neuen Passworts ist zu beachten, dass die Tastatur zunächst auf US eingestellt ist.
Ubuntu 20.04 LTS ist eine Server-Version von Ubuntu, das heißt, es wird kein User-Interface installiert. Dieses kann aber im Nachgang zusätzlich installiert werden.
Wenn das neue Passwort erstellt wurde, überprüft man zunächst alle verfügbaren Updates mit dem folgenden Befehl:
sudo apt update && sudo apt upgrade -y
Sind alle Updates installiert, sollte der Pi neu gestartet werden:
sudo reboot
Die Zugänge von Raspberry Pi SSH unterscheiden sich bei den einzelnen Betriebssystemen. So ist der SSH-Zugang bei Ubuntu-Servern standardmäßig aktiv, was bei Raspberry Pi OS nicht der Fall ist. Wer also Raspberry Pi mit Ubuntu über SSH administrieren will, kann direkt loslegen.
Systemsprache ändern
Die Standardsprache von Ubuntu ist Englisch. Man kann die gesamte System- oder auch nur die Tastatursprache ändern. Wir erklären im ersten Schritt, wie man die Systemsprache auf Deutsch umstellt. Dafür müssen zunächst Sprachpakete durch folgenden Befehl installiert werden:
sudo apt install language-pack-de language-pack-de-base
Zum Umstellen der Sprache:
sudo dpkg-reconfigure locales
Dadurch öffnet sich eine Liste aller verfügbaren Sprachen; für Deutsch wählt man mit der Sternchentaste daraus „de_DE.UTF-8 UTF-8“ aus und bestätigt mit „OK“. Danach fragt das System, welche Einstellung die Standardeinstellung werden soll; auch hier wählt man wieder „de_DE.UTF-8 UTF-8“. Um die neue Spracheinstellung zu aktivieren, muss das System neu gestartet werden.
Tastatur ändern
Wer nur die Tastaturbelegung ändern möchte, kann dies mittels folgendem Befehl tun:
sudo dpkg-reconfigure keyboard-configuration
Auch hier muss das System nach den Änderungen neu gestartet werden.
Zeitzone ändern
Um das Betriebssystem noch mehr zu lokalisieren, kann man auch die Zeitzone von UTC auf CET umstellen:
sudo timedatectl set-timezone Europe/Berlin
Mit SSH auf Raspberry Pi und Ubuntu zugreifen
Der SSH-Server ist standardmäßig installiert und aktiviert. Wer die IP-Adresse seines Pis nicht kennt, kann sie über folgenden Befehl herausfinden:
ip a
Man findet die IP-Adresse auch im Router oder DHCP-Server. Jetzt kann über SSH auf den Raspberry Pi zugegriffen werden.
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Benutzeroberfläche für Raspberry Pi: Ubuntu nachinstallieren
Wer mit Bildschirm, Maus und Tastatur am Pi arbeiten möchte, braucht eine Desktop-Umgebung. Dafür stehen verschiedene Benutzeroberflächen zur Auswahl, die sich schnell und unkompliziert installieren lassen.
Ubuntus Standard-Desktop ist Gnome Shell. Dieser ist den meisten Usern bekannt und einfach zu bedienen, verbraucht allerdings auch einen großen Teil der Systemressourcen. Deshalb ist er für einen Raspberry Pi eher ungeeignet. Weitere Optionen sind unter anderem:
- Xubuntu (Xfce)
- Lubuntu (LXDE)
- Kubuntu (KDE)
Die Desktop-Umgebungen werden mit folgenden Code installiert:
sudo apt install xubuntu-desktop
sudo apt install lubuntu-desktop
sudo apt install kubuntu-desktop
Gegen Ende der Installation wird abgefragt, welcher Displaymanager konfiguriert werden soll. Wenn man sich zuvor für Lubuntu als Desktop entschieden hat, ist der Displaymanager LXDE zu empfehlen, bei Xubuntu Xfce und bei Kubuntu KDE. Der Displaymanager von Gnome gdm3 wird allerdings in jedem Fall mitinstalliert, egal welche Desktopumgebung man zuvor gewählt hat. Gnome macht den Pi aber so langsam, dass damit ein Arbeiten kaum möglich ist.
Deshalb sollte man nach einem Neustart in der Benutzeranmeldung das ressourcenschonende LXDE oder Xfce auswählen. Dafür klickt man einfach unten rechts auf das Zahnradsymbol und wählt seinen Desktop aus.