ISO-26000-Norm: Gesellschaftliche Verantwortung für Unternehmen

Als internationaler Leitfaden wurde die ISO-26000-Norm entwickelt, die Unternehmen bei einer Vielzahl von Aspekten im Bereich soziale Verantwortung konkrete Anhaltspunkte zur Entwicklung gibt. Wir erläutern die wesentlichen Inhalte der Norm.

Lange Zeit war Corporate Social Responsibility (CSR) ein Begriff, den viele Unternehmen in Geschäftsberichten aufgriffen. Mittlerweile gibt es immer mehr übergreifende Standards auf europäischer Ebene und neue regulatorische Anforderungen für Unternehmen in Bezug auf Praktiken im In- und Ausland.

Dabei liegt der Fokus längst nicht mehr nur auf nachhaltigerem Wirtschaften; auch Bereiche wie Diversity und Inklusion sowie Leadership nehmen an Bedeutung zu. Eine mindestens ebenso wichtige Rolle spielt Environmental Social Governance (ESG), ein Standard für nachhaltige Investitionen. All dies sind Maßstäbe, an denen Unternehmen auch in der Öffentlichkeit gemessen werden. Was sieht in diesem Zusammenhang die Norm ISO 26000 vor?

Was regelt die ISO-26000-Norm?

Die DIN-Norm mit dem offiziellen Namen DIN ISO 26000 ist ein international abgestimmter Leitfaden, der die gesellschaftliche Verantwortung eines Unternehmens anhand festgelegter Standards definiert und als Orientierungshilfe dienen soll. Dabei teilt sich die Norm in sieben Unterkategorien auf, beispielsweise „Unternehmensführung“, „Umwelt“ oder „Menschenrechte“.

Die Norm stellt dazu das jeweilige Segment vor und beschreibt Handlungsfelder, in denen Unternehmen tätig werden können. Der Bereich Umwelt beispielsweise umfasst Handlungsfelder rund um die Vermeidung von Umweltbelastungen oder die natürliche Nutzung von Ressourcen.

Fakt

Wenn es um Standardisierung von Normen geht, ist die International Organization for Standardization (ISO) eines der weltweiten Kompetenzzentren. Die Organisation legt übergeordnete Standards für Normen fest und bestimmt, welche Normen entwickelt werden. Lesen Sie mehr dazu in unserem Artikel „Was ist ISO?“.

Welches Ziel verfolgt die ISO-26000-Norm?

Die 2010 aufgestellte Norm mit der Bezeichnung ISO 26000 versteht sich als Anleitung, die einen Überblick über unterschiedliche Prinzipien und Praktiken der gesellschaftlichen Verantwortung gibt. Sie verfolgt das Ziel, dass Unternehmen ihre Aktivitäten kontinuierlich in Bezug auf ihre soziale Verantwortung hin ausrichten. Die Norm soll Unternehmen und Organisationen dabei unterstützen, konkrete Maßnahmen zu einer nachhaltigen, sozialen Entwicklung umzusetzen.

So zeigt der Leitfaden Beispiele der sozialen Verantwortung auf, an denen sich Unternehmen und Organisationen – unabhängig von Größe, Branche oder Standort – orientieren können.

Dabei ist die ISO 26000 keine Zertifizierung, wie dies bei anderen ISO-Normen der Fall ist. Bei der Erstellung des Leitfadens waren mehr als 500 Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen beteiligt, beispielsweise NGOs, Gewerkschaften, Regierungsvertreterinnen und -vertreter sowie Konsumentengruppen weltweit.

Was beinhaltet die ISO-26000-Norm?

Die Norm ist in unterschiedliche Kategorien unterteilt, die alle einen Einfluss auf die gesellschaftliche Verantwortung eines Unternehmens haben. Die Unterteilung ist wie folgt:

  1. Unternehmensführung
  2. Umwelt
  3. Menschenrechte
  4. Arbeitspraktiken
  5. Faire Betriebs- und Geschäftspraktiken
  6. Konsumentenanliegen
  7. Einbindung und Entwicklung der Gemeinschaft

Jedes Themenfeld wird innerhalb der Norm vorgestellt und es wird ein Überblick über die Handlungsfelder innerhalb des jeweiligen Themengebiets gegeben. Danach werden Handlungsfelder einzeln adressiert, beispielsweise „Korruptionsbekämpfung“ und „Fairer Wettbewerb“ beim Thema „Faire Betriebs- und Geschäftspraktiken“. Somit werden dort auch Compliance-Aspekte berücksichtigt.

Ein Teil, den die Norm besonders hervorhebt, sind sogenannte Kernempfehlungen. Damit soll auf den ersten Blick deutlich werden, welche Kriterien bei einem Handlungsfeld am wichtigsten sind und worauf sich Unternehmen besonders fokussieren sollten. Ein Beispiel für eine dieser Kernempfehlungen ist die „Nutzung von Recyclingmaterial“.

Bei den Handlungsfeldern sind detaillierte Regularien aufgeführt, die einen unmittelbaren Einfluss auf das betreffende Feld haben. Dazu gehören beispielsweise Gesetze, die sich auf einzelne Punkte eines Handlungsfelds auswirken. Zusätzlich führt ISO 26000 weitere Normen auf, die die jeweiligen Handlungsfelder konkretisieren. Diese Normen beleuchten detailliert Teilaspekte und ermöglichen Unternehmen mitunter auch eine Zertifizierung in einem bestimmten Aspekt. Dazu gehören beispielsweise ISO 45001 für den Arbeitsschutz oder ISO 14001 für den Aufbau und Ausbau eines Umweltmanagementsystems.

Darüber hinaus listet die Norm gebräuchliche Management- und Auditsysteme auf, mit denen Unternehmen den individuellen Status bei einem Handlungsfeld bestimmen und verändern können. Neben Mechanismen, die zur Führung und Steuerung gesellschaftlicher Verantwortung beitragen, umfasst sie auch Werthaltungen, Denkmuster und Verhaltensweisen.

So können sich Unternehmen gezielt die Handlungsfelder vornehmen, bei denen ein akuter Bedarf besteht, und Schritt für Schritt Maßnahmen und Prozesse in die Unternehmensführung integrieren.

Fazit: ISO 26000 unterstützt eine nachhaltige Unternehmensentwicklung

In der Praxis nutzen Unternehmen oftmals eine Kombination aus unterschiedlichen Zertifizierungen im Bereich der unternehmerischen Verantwortung, um ihr gesellschaftliches Engagement sichtbar zu machen und nach festgelegten Standards zu bestimmen. Dort greift auch die ISO-26000-Norm, die zwar keine Zertifizierung ermöglicht, aber von Unternehmen, etwa in CSR-Reports, immer wieder als wichtige Grundlage herangezogen wird.

Unternehmen und Betriebe, die für ihre gesellschaftlichen Bemühungen und Nachhaltigkeitsaktivitäten auf ein international anerkanntes Standardwerk zurückgreifen möchten, erhalten mit ISO 26000 einen Leitfaden, der die wesentlichen Aspekte unternehmerischen sozialen Handels abdeckt.

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